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internetklasse marlene streeruwitz
BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums

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bildbeschreibung


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Marcel Rowhani
12.09.1999
15.09.99
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text: was ich auf meinem bildschirm sehe enttäuscht mich zunächst, doch diese enttäuschung schlägt rasch um in einen kleinen, herzklopfenden zorn gegen mich selbst. mich ärgert meine entrüstung, mit diesem bild etwas anfangen zu sollen. jetzt eben ärgere ich mich darüber, diese beschreibung nicht mit der beschreibung, sondern mit rechtfertigung, mit mir zu beginnen.

ein wenig ratlos betrachte ich die abbildung, die mich höchstens an kinder- oder schulbücher erinnert, die ich bestenfalls vom hörensagen kenne. am ehesten fällt mir dazu struwelpeter ein, doch nicht einmal den kenne ich genauer, denn als kind schenkte mir meine mutter den "anti-struwelpeter". die zeichnungen waren dem original angelehnt, der text war gereimt, doch die moral war der des "struwelpeter" betont entgegengesetzt. hier wurde nicht fleiß und anpassung, sondern lust und unabhängigkeit gepriesen. erst später lernte ich den struwelpeter kennen, und konnte ein wenig nachvollziehen, wogegen sich das schmale weiße paperback-bändchen wehren wollte.
bildmotiv streeruwitz
den ersten eindruck machen auf mich die farben. viel altrosa in mehreren schattierungen. passend dazu noch rot, blau, weiß, braun. eine kleine allegorie: das altrosa gibt die stimmung vor, ruhig, "gemessen", lieblich. davon umrahmt die elemente: feuer, wasser, luft, erde.

vielleicht übertreibe ich.

der bildausschnitt ist ähnlich dem einer fotografie: mehr oder weniger in der mitte zwei menschen, was rundherun ist paßt entweder noch drauf, oder wird abgeschnitten. ein schnappschuß, eine art momentaufnahme. die kleidung und der innenraum verraten ein wenig vom leben der beiden, von ihrer zeit. die petroleumlampe auf dem tisch bedeutet mir, daß dieses haus (noch) über kein elektrisches licht verfügt.

hinten, an der wand bilder im bild. zwei gerahmte landschaftsbilder, daneben das fenster, selbst bildausschnitt. über dem fenster hängt etwas schräg eine rollo herab, auch darauf ist ein bildausschnitt zu erkennen, noch eine landschaft, die die dahinterliegende ein wenig verdeckt.

doch die dargestellte szene ist eben nicht zu übersehen. ein mann sitzt am kopfende des tisches und läßt sich von einer, vermutlich seiner frau das essen auftragen. er im roten wams, aus dem die sauberen weißen ärmel und sein kopf mit schnurrbart und hut staken, sie im dirndl, mit blauer schürze und goldenem tuch, leicht vorgebeugt. am rechten bildrand sind eben noch arm und bein eines kindes, am linken die wiege und der kopf eines kleineren angeschnitten. eine familienszene also.

es fällt mir schwer, die sich mir aufdrängenden assozationen zu ordnen: der tisch an dem der mann sitzt ist ein scheinbar solider bauerntisch mit gedrechselten beinen, die stühle, von denen einer vorne im bild freihsteht (frei für die mutter, nehme ich an) ist ähnlich gefertigt. solide handarbeit. der tisch ist solide, verlässlich, traditionell. schon das holz selbst scheint mir für natürlichkeit zu stehen, doch da schieße ich wahrscheinlich wieder etwas übers ziel hinaus, da ich annehmen muß, daß diese darstellung älter ist als ikea glastische mit stahlgestell.

trotzdem verweisen die einrichtung und kleidung auf werte, die das dargestellten familienbild bedingen. suggeriert wird eine natürliche ordnung, in der jeder und jedes seinen platz hätte. man müßte sich nur, wie diese menschen in seine rolle fügen, und könnte hoffen ähnlich glücklich und harmonisch zu leben.

mir fällt eine weitere assoziation ein, und die darstellung mutet mich mit einem mal ein wenig weniger exotisch an. das hier ist (auch oder vor allem) eine form der werbung. in der kürzelsprache der bilder wird ein blick auf die welt, eine vorstellung vom richtigen, und daher auch eine vom falschen leben vermittelt. einer ähnlichen sprache bedienen sich die eben jetzt plakatierten werbungen der freiheitlichen partei. auf den plakaten sehen wir einen, dessen wort gilt, einen, der unsere sprache spricht, einen, der unsere kinder schützt. gerade beim plakat über einen, der zuhört ist die ländliche idylle angedeutet, von der auch vorliegendes bild erzählt.

mit einem weiteren assoziativen sprung, nähmlich dem zu den betont rassistischen weiteren plakaten der fpö schließt sich für mich ein kreis zum struwelpeter
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kommentar:


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wieso ist der tisch scheinbar ein solider bauerntisch, wenn man sehen kann, daß es sich um einen soliden bauerntisch handelt. seien sie ihrem autoren-ego gegenüber nicht so
vorsichtig. eine klare setzung ist hier möglich und notwendig.die verbindung von aufgeklärter kinderliteratur und
politischer realität könnte sehr interessant an dem bild ab-
gehandelt werden. das "ich" die klammer dafür bilden. - seien
sssie froh darüber, mit dem anti-struwelpeter aufgewachsen
zu sein. es klingt so eine nostalgische sehnsucht nach dem
"ordentlichen" struwlepeter in ihrem text an. man muß nicht
an allen verletzungen teilhabne, um die welt verstehen zu
können.

 

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