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internetklasse marlene streeruwitz
BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums

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die dirndl-suppen-trägerin


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Christine Rez
27.09.98
29.10.98
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text: die dirndl-suppen-trägerin

das dirndl. die dienende frau trägt das traditionelle dirndl. und ein lächeln auf ihren lippen. immer schön lächeln, ja nicht vergessen. und den suppenlöffel. sie gibt den löffel nicht ab. den hat sie einfach nicht abzugeben als brave hausfrau und mutter. der mann, ehemann wie vater und sohn in einer person, sitzt beim tisch. er wartet. die frau schöpft ihm die suppe in den teller. und er wartet nicht umsonst. die dienende frau tut all dies umsonst. sie hat keine zeit zu warten. und zu denken. dafür wird schon gesorgt. sie hat zu kochen. die kinder zu versorgen. den haushalt. den hof. und - beten beten beten. zu einem gott, an dem sie sich klammert. von dem sie erlösung erhofft. und der ihr bestätigt, daß es gut ist zu leiden. und daß das so zu sein hat. mit alledem soll sie sich beschäftigen. und ja nicht mit sich selbst. sie bleibt auf der strecke. hat auf der strecke zu bleiben. die suppe dampft. dafür hat die dienende dirndl-trägerin ihre zeit zu verwenden. und um dem kleinen kind, dem zeichen ihrer liebe, das spielzeug aufzuheben.
bildmotiv streeruwitz
keine streitereien. über nichts. traditionen aufdrängen. weil es immer so war. und auch so bleiben muß. das andere kind ißt bereits. die frau steht. der mann und die kinder sitzen. lassen sich von ihr in gewohnter manier bedienen. all die unbezahlte arbeit. jeden tag aufs neue. frauenarbeit. haushalt. und nie einen groschen dafür sehen. und immer schön lächeln. und dumm bleiben. das leben für die familie aufopfern. sich selber dabei zu vergessen. sich eigentlich nie gekannt zu haben und sich somit gar nicht erst vergessen zu können. als ehehausfraumutter alles wegzustecken. die permanenten tiefschläge. und weiter zu hoffen. insgeheim. und offiziell. im gebet und im kitschroman. auf das große glück. das da wie dort versprochen wird. auf die zukunft. sich während des wartens am kleinen glück zu erfreuen. dem, das die familie sein soll. es sehen zu wollen, wo es nicht einmal ist. zumindest nach aussen hin den schein bewahren. denn die anderen sollen schon sehen, wie schön alles ist. und wie zufrieden alle sind. welch idylle. nur der hund fällt aus der reihe. er ist der rebell. sitzt nicht bei seinem herrl.
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kommentar:


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sie geben eine sehr emotionale interpretation des bilds, in
der die beschreibung eingebettet ist. wäre es bei einer
so entschiedenen auslegung notwendig, die personen etwa
durch namen zu beschreiben und damit besondere schicksale
zu bezeichnen. so klingt es, als wären alle frauen a priori
in einer solchen situation unglücklich und unfähig einen
gedanken zu fassen. das kann so nicht sein. vielleicht genügte es, die frau näher zu bechreiben. "die blonde, junge frau.." so allgemeine kritik, bzw. soziales mitleid, ver-
liert sich sonst.

 

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