internetklasse marlene streeruwitz BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums
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dorf '10
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Alois Eder
22.09.1999
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Erzherzog Hans sitzt im Brandhof am Tisch. Er ist schon gespannt, was ihm seine Gräfin vom Meran wieder gekocht hat. Ja, Anna, sagt er, als sie im selben Dirndl wie seinerzeit als Anna Plochl in Aussee an den Tisch tritt, wir haben es miteinander gut getroffen. Sie bringt im Original-Zinnkrug den Schilcher, den sie als Steirer und Patrioten trinken. Hat der Erzherzog ja sogar den Steireranzug erfunden!
Ja, Spinnradl, spinn! Alle Stühle sind aus Eichenholz, steirischer Eiche, und haben in der Lehne ein Loch in Herzform, genau wie der Abtritt. Auf den Tisch kommen nur steirische Köstlichkeiten, die Rezepte dafür hat der Erzherzog selber gesammelt, auf seinen vielen Wanderfahrten durch sein Heimatland. Dabei haben sie ihm auch die alten Hinterglasbilder angedreht. Er könnte mit seinen Sammlungen ein Volkskunde-Museum ausstatten. Aber Anna fühlt sich wohl in den alten Sachen.
Immerhin fällt durch die Fenster viel Sonne herein in den Brandhof: auf großen Fenstern hat sie bestanden, aller Volksnähe zum Trotz, und auf höheren Räumen. die Posthalterstochter weiß, was abgestandene Stubenluft ist. Natürlich sind für die auch die Topfblumen in erster Linie Rauchverzehrer. Denn ihr Hansel hängt doch sehr an seiner Virginia.
Sie hat ihn ja noch als jungen hübschen Schlankl kennengelernt, deshalb setzt er zur Sonntagstracht immer noch die schwarze Perücke auf und wichst sich den Schnurrbart schwarz, wie er damals gewesen ist. Sie dankt es ihm mit den jungen Grafen von Meran, die in der Stube herumwuseln.
Sie müssen frühzeitig lernen, den Gamsbart zu tragen und die Knie unter einen Bauerntisch zu stecken. Aus lauter Andacht zum Überlieferten hält man sie nach der Geburt noch als Fatschenkind, obwohl der Erzherzog längst ahnt, daß das ungesund ist. Aber er hat halt seine Schwäche fürs Museale.
Nur das mit den Klapotetzen hat sie ihm ausgeredet. Die täten sie, meint sie, auf der Nordseite des Seebergs schlicht lächerlich machen. Und nach einer Woche Schmollen hat der Brandhofer dann nachgegeben, er war ja unter den Habsburgern einer der Vernünftigsten.