internetklasse marlene streeruwitz BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums
thema/titel:
autor
autorin:
datum
abgabe:
datum
kommentar:
Michael Engelmund
06.02.1999
15.09.99
..
text:
Martin ist homosexuell. Vermutlich macht ihn gerade dies zur besten Besetzung für die Rolle der Bäuerin. Die Körperhaltung, seine Art, sich in dieser Bekleidung zu bewegen, die weichen Gesten - Weiblichkeit aus Überzeugung. Ich muß zugeben, das wirkt. Ich stehe an dem grobschlächtigen Bett und vergesse beinahe, dem Sterbenden die triefende Ölung zu geben, die er sich eine Viertelstunde später hinter den Kulissen wieder aus dem Gesicht wischen wird. Maiskeimöl, wie passend. Die Kantine war ziemlich sauer, aber schließlich soll es ja echt aussehen. Der Bühnenelektriker im Blauzeug riecht nach Schweiß und Bier. Neue Kabel für die Notbeleuchtung. Gesetz.
Dieser letzte Besucher kennt keine Gnade. "Noch ein Glas,bitte." Und so gesprochen, daß man nicht auszumachen vermag, ob als Frage oder Aufforderung. Kein Gefühl für fremdländischen Takt. Weder wir, noch er. Zu wenig Zeit. Einer, der es sehr genau nimmt mit Öffnungszeiten. „Nicht berühren". Was heißt das eigentlich auf japanisch? Shintoismus in der Bauernstube. Die Zeit vergeudet uns an das Vergessen oder so ähnlich. Dieses Museum vermag dem zumindest so weit zu trotzen, als es unser öffentliches Gewissen erfordert. Wir spielen Erinnerung zur Schau. Aber für heute ist ohnehin gleich "Feierabend". Auch schon ein betagtes Wort. Für unsere Großeltern war das alles noch Alltag oder wenigstens Sonntag. Ich mag das Geschirr. Das hat was.
. kommentar:
.
das bild als kulisse zu entlarven und die bühnensituation einer eltzten ölung einzubauen ist sehr witzig. warum bauen sie das nicht zu einer kleinen Szene aus. Der museums- vergleich ist zu sehr von Meinungen beherrscht, die so als ihre persönlichen auftreten.