internetklasse marlene streeruwitz BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums
thema/titel:
Schöne, warme Welt
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kommentar:
LEMPI
16.09.1999
21.09.99
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text:
Wärme. Sonnenstrahlen leuchten durch blankgeputzte Fensterviertel, verleihen Vorhängen und Blumenstock einen zart rosaroten Schimmer. Lichtinseln. Als matter Widerschein auf der Kassettendecke, glitzernd auf feinsäuberlichen Bildern über dem voluminösen Sofa, ausgedehnt auf dem Holzboden. Massive Möbel, ein geschnitzter Tisch. Der Bauer sitzt an seinem Tisch, die Frau steht an seinem Tisch. Der Hoferbe löffelt die Suppe, eine ängstliche fünfjährige Hand verdeckt Verschüttetes. Der Hofhund wartet. Der Bauer pocht mit Messer und Gabel auf den Tisch. Er hat die Suppe gegessen, er will seinen Braten. Er hat Durst. Er pocht. Die Frau nimmt den leeren Teller. Des Bauern Hand berührt ihren Handrücken, die feinen aufgestellten Härchen. Die Frau geht in die Küche, ihr Rücken schmerzt. Unter dem Feuerholz holt sie einen Beutel hervor und würzt des Bauern Bratensaft mit kleinen grauen Körnern. Der Bauer pocht. Sein Blick fällt auf die leere Wiege. Er pocht. Er sieht die Wiege gefüllt. Sieht Jahre vorbeiziehen, sieht die Wiege gefüllt, Jahr um Jahr. Die Frau bringt den Braten, stößt im Vorbeigehen schmerzhaft an die Wiege. Sie sieht die Tenne, die Öffnung im Heuboden hoch über dem hartgetretenen Lehm. Springen, das Leben riskieren. Oder das Kind des besoffenen Mesners austragen. Hoferbe und Hofhund dürfen die Stube verlassen, stolpern, eilen noch hinter der ins Schloß gefallenen Tür. Freiheitssplitter für Kind und Hund. Auch der Bauer hat sein Mal beendet. Sein Oberkörper liegt auf der Tischplatte, auf Tellern und umgestürztem Krug. Er röchelt. Die Frau friert.
. kommentar:
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alle tragödien der weltgeschichte lassen sich dann doch nicht in eine winzige bildbeschreibung stauchen. oder sie über- treiben wirklich und sehen in allen gegneständen des bildes dämonisch-tragisches.