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Die Zeit im Nacken
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abgabe datum
kommentar laura ippen 02.12.98
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internetklasse
marlene streeruwitz / BILD.SCHIRM.TEXT
/ klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums Text: Mein Gott, wie bunt, wie ungewohnt farben prächtig sein können! Es funkelt und flirrt vor lauter punktiertem Detail: Kaum mühen wir uns, die Kunstfertigkeit des zwei, nein, dreimal geschlungenen Knotens am Hals unserer Maid mit Gebühr zu bestauenen, verschwimmt die Kontur im zartrosa duftig Gewölk aus Canapèeschonüberzügen und lenkt unseren angestrengt zwinkernden Blick auf schwarz umrandete Planquadrate mit, was?, doch! Bäume, Natur und was Blaues noch noch dahinter und - achherrje, seht Ihr das auch?, die fleischnackte Jungfer unter der Decke, ganz verschämt hingehängt, halbeingerollt in Mucksmäuschenstill der Bub am Tisch zur Rechten des Vaters. Kein Wunder, er hat schon und löffelt wie Hänschen im Sauseschritt. Auch er weiß - so gut ich ich und du -, dass Zeit und Geld eins sind, heute wie gestern, nein, heut sogar mehr denn je. Hinter dem Hänschen kommt die Kredenz mit grünweissem Geschirr, daneben schaukelt sich müde das Pendel der Kuckucksuhr und, so ich will, hinten im Eck ein Herrgottswinkel mit Kreuz, Kerzlein, Kind und Kegel, wie wir's erwarten, das Wachs ganz im Ton dieser pinkbraunen Welt. Mein Gott, wie die Zeit rast! Kommentar:
zur
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die Jalousie (noch ist Tag!) und Er kehrt ihr den Rücken!
Hat auch Er keine Zeit, Zeit ist Geld, sich mußvoll in Bilderfluten zu versenken oder fluten die Reize ihm von woanders her? Knackt das Feuer so heimelig im blitzblanken Ofen, kräht die Katze nach Milch oder hungert er nur? Denn, schaut nur!, noch ist nichts auf dem Teller, die Schüsseln sind leer (oder scheint das nur so im schirmmüden Gezwinker) was was was tut sie denn da?
Hält seine Hand? Klopft auf den Tisch? Gibt oder nimmt sie? SIE geben immer nur, würde ich meinen. So ist es auch hier. Ein Blick zurück (s.o. zum Ofen) erklärt's: Dort dampfen sichtbar die Töpfe, muß wohl was drin sein, was Gutes, denn so ist es immer in diesen Stuben, den GUTEN, und satt wird Mann auch. (Nur eines, noch, liebe Mutter, das Pupperl am Boden, das sticht mir ins Herz, mir, die ich schaue und leider, verzeih, durch das Glas nicht hindurchlangen kann, sonst läge das Lieserl schon längst beim Kinderl im Wiegerl.)
Zeit ist und bleibt Geld.
direkte rede, in die über fragen die bildbeschreibung ver
borgen ist. es wird das ganze bild so in den text gezogen.
ist die "zeit ist geld" ebene notwendig? der text hat ent-
wickelt eine zunehmende hast. Sollen die eingebauten wieder-
holungen diesen erzählfluß hemmen oder verstärken? der
beiseite kommentar "Nur eines, noch..." thematisiert schön
die autorensituation und bezieht das medium mit ein. das
schafft klarheit.
(falls
vorhanden)