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24.10.98

29.10.98

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internetklasse marlene streeruwitz / BILD.SCHIRM.TEXT / klassische fragen der bildbeschreibung im fluten des mediums
 

Text:

Die Ausstellung zeigt Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Links neben dem Bild eines unbekannten Künstlers, „Die Bauernstube“, sehen wir das einzige Werk, das von einer KünstlerIN stammt. Es zeigt einen enthaupteten Frauenleib, aus dem schwarze Tinte läuft. Auffällig dieser mutige Symbolismus: Die Tinte fließt in einen goldenen Kelch am unteren linken Bildrand. Der goldene Kelch steht auf einem Tischchen im Ausstellungsraum – von einer Alarmanlage gesichert – aber ich sehe niemanden, der ihn leert. Das Tischchen muß unten ein Loch haben. Komisch, daß die Leute da rechts das gar nicht interessiert, die stehen immer noch vor der „Bauernstube“. Da blutet sich ein Frauenleib aus und die Besucher – es ist einfach unglaublich! Würden sie auch so - wenn ich mir jetzt die Pulsadern – das denken sich alle und keine tut‘s an diesem Ort des provozierten Blicks.












bildmotiv streeruwitz

Ein kleinwüchsiger Mann steht schräg rechts vor der „Bauernstube“. Er muß sich recken und strecken, um die Teller am Tisch zu prüfen, ob sie auch voll sind. Eine Frau hat sich bei ihm untergehakt. Sie ist noch kleiner als er und läßt sich das Bild von ihm beschreiben. Sie sieht ihn an. Er sieht das Bild an und sagt: So hat‘s bei mir zuhause ausgeschaut. Die Frau wird ganz selig, denn sie sieht das Kind in ihm. Er aber zieht sie weiter auf eine Landschaftsmalerei zu, die weiter unten hängt. Da ist sie aber gar nicht begeistert: Sie sieht nur nackte Felsen. Was, so fragt sie, soll daran schön sein? Da hat sie die Lorelei übersehen. Die Frau hat sich in die „Bauernstube“ verliebt, die restlichen Bilder verblassen in ihrer Zukunftsvision von einem Leben am Land mit ihm und einem richtigen Rockzipfel!

Kommentar:


schöne lösung, das bild in eine galerie oder museum zu ver-
pflanzen und den ganzen unmut an der sache auf die besucher
abzuwälzen. dmit ist der kommentar versichert und liegt nicht bleiern über dem text. ist es absicht, von der ich erzählung zur auctorialen zu wechseln?


zur web-seite:
(falls vorhanden)

http://www.t0.or.at/~lrosenblatt

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