thema/titel

Ihr Sexigen


autor / autorin

datum abgabe

datum kommentar

Silke Rosenbüchler

15.09.98

21.09.98

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bildmotiv kipcak
internetklasse orhan kipcak / benutzerhandbuch / user´s guide

Text:

Sehr geehrte InterElektroniscoorp!

Hiermit möchte ich bitte meine Beschwerde kundtun über jenes FSG 435, welches ich mir bei ihnen gekauft habe. Zuerst einmal war da gar nichts zu sehen, nur so ein komisches Rauschen, und bis ich endlich die Bilder fertig habe, also bitte, das hat gedauert. Außerdem ist mir dieser komische Reifen ständig ausgefallen, wenn ich endlich mehr als drei Mädels bei mir gehabt habe. Schwarz vor den Augen und aus. Absturz. Und dann kommt natürlich auch meine Frau daher und kreischt fürchterlich weil sie den einen Knopf, mit dem was man löscht, nicht betätigt gehabt hat. "Drei Weiber auf einmal!" hat sie gezetert. Und daß sie jetzt Migräne hat von meiner Einstellung. Dann hat sie natürlich den Knopf gedrückt und die ganze Arbeit, mit den drei Mädels war natürlich wieder ganz umsonst. Und überhaupt, diese Mädels. Die sehen aus, als ob sie dieser Picasso entworfen hätte. Ganz schiefe Mäuler haben sie gehabt, wie Kaulquappen. Die Bewegungen überhaupt, so ruckartig.SChlecht ist mir geworden, wie mir die mit dem Froschmaul einen Bill Clinton machen wollte, und dann ist sie natürlich gleich wieder weg und ich war wieder nur bei zwei. Und was meine Frau angeht: wenn ich nachher mit ihr einen Echten machen will, wenn ich endlich ein wenig angeturnt worden bin und nicht ganz müde von dieser Konzentriererei, schaut sie mich so komisch an und schnappt sich den Reifen und ich kann schaun, wo ich bleib. Also jedenfalls möcht ich anregen, daß dieser komische Reifen mit schöneren Mädchen gefüttert wird, etwas mehr Leistung kriegt und so Speicherknöpfe, eventuell mit Wiederholungsfunktion, damit ich mir eine gute Nummer noch mals geben kann. Das will ich also gesagt haben.

Ergebenst, Ihr

Bruno Pospischil


Anmerkung zu diesem Text von der Autorin: Diesen Folgetext hatte ich bereits geplant, bevor ich heute den Kommentar zu meinem anderen Text gelesen habe. Welcher mich übrigens etwas befremdet hat: wie soll eine Gebrauchsanweisung ohne Technsiche Daten auskommen??

Kommentar:


Zunächst zu ihrer Frage: "...wie soll eine Gebrauchsanweisung ohne technische Daten auskommen??..."

Natuerlich kann eine Gebrauchsanweisung technische Daten enthalten, aber sie sollten der Erzählökonomie dienen - Für das Verständnis Ihres erstes Textes war die detailierte Schilderung ihrer Maschine (rote Zeiger etc.) unwesentlich. Ausserdem: Die Beschreibung von Technik ist generell schwierig - Damit sie nicht unglaubwürdig wirkt, sollte ein prinzipielles Verständnis für die angesprochenen biologischen, elektronischen und mechanischen Prozesse vorhanden sein - in Ihrem ersten Text schildern sie eine psychosensorische Apparatur mit vegetativem und taktilem Feedback in einer Terminologie, die höchstens zur Beschreibung eines Spielzeugroboters reicht - Also besser auf das beschränken, was sie im Griff haben - die Beschreibung der Konsequenzen, Gefahren etc. und den Rest der Vorstellungskraft der Leser und Leserinnen überlassen.

Zu ihrem aktuellen Text:
Prinzipiell hat dieser Beschwerdebrief die Schwäche, dass er eigentlich kein Brief ist, sondern eine Art Kabaret-Monolog. Sie denunzieren ihren Herrn Pospischil als patschertes Technikopfer und es scheint ihnen zu genügen, dass Pospischil jetzt lächerlich gemacht worden ist. D.h. sie opfern Pospischil für ein bisschen Schadenfreude - ich finde, das ist Verschwendung, denn ihr Text bietet einige interessante Motive: Die Unzufriedenheit eines exzessiven Masturbators mit seinem Hilfsmittel, die Eifersucht seiner Frau auf eine Maschine, der Umstand, dass beide offenbar nur noch über den Umweg dieser gemeinsam genutzten Apparatur sexuellen Kontakt haben. Dahinter vielleicht die Frage, was unsere Fantasien und Obsessionen anwirft und am laufen hält.
Vielleicht sollten sie versuchen diese Themen zu erfassen.

Weiters: Versuchen Sie "direkter" zu schreiben. Sie haben sich auf eine derbe Szenerie eingelassen und scheinen nun davor zurückzuschrecken, indem sie andeuten, umschreiben, augenzwinkern. Entweder sie verschärfen den Text, ohne Angst vor obszönen Wörtern (sehr schwierig) oder sie versachlichen ihn und schreiben tatsächlich einen Beschwerdebrief, so wie man einen Beschwerdebrief verfasst: Als eine den Fakten verpflichtete Geschäftskorrespondenz.
Und: Vermeiden sie Metaphern und Vergleiche wie: "... schiefe Mäuler wie Kaulquappen", "..als ob sie Picasso entworfen hätte" etc.

Ich denke es wäre sinnvoll, Ihren ersten Text zu überarbeiten, bevor sie sich an den zweiten machen – Der zweite Text dürfte sich dann einfacher ergeben. Und noch ein Tip: Versuchen sie ihre Texte zu kurz wie möglich zu fassen.

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(falls vorhanden)


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